Hier sind einige wichtige Meilensteine der Erfindung von Pulver, Waffen und Munition aufgeführt.
630
Brandgefährliche Kugeln
Schon
in der Antike hantierten Krieger mit Feuerwaffen: Sie verschießen
Brandstoffe mit Pfeil und Bogen, pusteten sie durch Blasrohre oder
bringen sie per Wurf- und Schleudermaschinen unters gegnerische Volk.
Besatzungen der byzantinischen Marine verstehen das Spiel mit dem Feuer
bestens. Im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts heizten sie ihren Gegnern
mit dem "Griechischen Feuer" ein: Kneul aus
zusammengepressten Kienspänen und Werk, die mit einem Gemisch aus
Petroleum und Schwefel getränkt waren. Verschossen wurden die sogar in
Wasser brennenden Kugeln mit Pfeilen und Schleudern.
712
Die ersten Geschosse
Die
Araber setzten bei der Belagerung der spanischen Stadt Alora
mörserähnliche Handwaffen ein, deren Geschosse eine Art Schießpulver
antreibt. Sehr eindrucksvoll können
die arabischen Mörser nicht gewesen sein: In den nächsten 500 Jahren
tauchten solche Kriegsgeräte nirgendwo in Europa auf.
900
Chinesische Raketen
Die Chinesen feiern den Jahreswechsel mit Feuerwerkskörpern, die von einem dem Schwarzpulver ähnlichen Gemisch angetrieben werden.
1044
In China
erscheint ein naturwissenschaftliches Werk (Wu Ching Tsung Yao) in dem von Pulver berichtet wird.
1139
Papst fordert Abrüstung
Papst
Innozenz III. verurteilt auf dem zweiten Lateralkonzil die Armbrust als
"mörderische und unchristliche Waffe", die nur noch im Kampf gegen die
Heiden eingesetzt werden darf.
1249
Es knallt und kracht
Der englische Franziskaner-Mönch Roger Bacon schrieb das Rezept für Schießpulver auf: Man nehme sieben Teile Salpeter, fünf Teile Holzkohle aus jungem Haselnussholz und fünf Teile Schwefel. Nach seiner Beschreibung ergibt dieses Gemisch "großen Donner und Blitz"; Hinweise auf Verwendung als Schießpulver fehlen. 1267 veröffentlicht er das Rezept in verschlüsselter Form in seinem Werk "De Secretis Operibus Artis" ("über Werke der Geheimkunst").
1275
Verbesserungsvorschläge
Der
griechische Naturwissenschaftler und Gelehrte Marcus Graecus (Markus
der Grieche) verbesserte das Schießpulverrezept des Franziskaner-Mönchs
Roger Bacon: In seinem Buch "Liber Ignium" ("Buch der Feuerarten")
empfiehlt Graecus ein Teil
Schwefel, zwei Teile Holzkohle aus Weidenholz und sechs Teile Salpeter.
Eine fast gleichlautende Formel findet sich in den
naturwissenschaftlichen Schriften des Albertus Magnus, Dominikaner,
Universal-Gelehrter und von 1260 bis 1262 Bischof von Regensburg.
1326
Erste Pulver-Waffen
Der
englische Kirchenmann Walter de Milimete, eine Art Gemeindepfarrer in
der Grafschaft Cornwall,
stellte ein Kanonengeschütz vor, das Pfeile per Pulverkraft verschießt.
Abgebildet ist diese Kanone in der für König Eduard II. von Endland
bestimmten Handschrift "De Nobilitatibus, Sapientis, et Prudentia Regum"
("über Ruhm, Weisheit und Bildung der Knige"). Das Milimete-Geschütz
gleicht mehr einer knapp einen Meter hohen, liegenden Blumenvase als
einer Kanone. Seine Lade- und Zündtechnik funktioniert aber schon so wie
bei sämtlichen Nachfolgemodellen bis zum 18.
Jahrhundert. Man schüttet Pulver in eine hinten verschlossene Röhre,
setzt ein passendes Geschoss auf die Ladung und zündet, indem man ein
glühendes sogenanntes Loseisen durch das Zündloch steckt.
1340
Kugeln statt Pfeile
Die
bisher aus Geschützen verschossnen Pfeil werden durch Steinkugeln
ersetzt. Es kommen nach dem einfachen Grundprinzip des
Milimete-Geschützes schießende
Riesenkanone auf, die zentnerschwere Steinkugeln schleuderten. Solche
Monster, wie etwa die bronzene Steinbüchse der Johanniter-Ordensritter
von Rhodos oder der gigantische Mörser "Pumhart von Steyr" wogen
Dutzende von Tonnen und hatten Kaliber bis zu 80 Zentimetern.
1346
Handwaffen aus Bronze
Die Städte Aachen und Frankfurt bestellten bei einem
unbekannten Handwerksmeister bronzene Handbüchsen. Die Rechnung dafür belegen die ersten Handwaffen.
1350
Mörser
Herstellung des grössten bekannten Mörsers aus geschmiedetem Eisen mit 882-mm-Kaliber mit Namen Der große Pumphart von Steyr.
1375
Zündeisen
Zünden der Feuerwaffen von Hand mit einem vorne glühenden Eisen
.
1380
Berthold der Schwarze
Der
Freiburger Franziskaner-Bruder Berthold der Schwarze alias "nyger
pertoldes" (Berthold der Schwarze) experimentiert in seiner Klosterzelle
mit Schießpulver und entdeckte die Wirkung des Gemisches aus Salpeter,
Schwefel und Holzkohle. Als Erfinder des
Schießpulvers und der Pulverwaffen scheidet Konstantin Aucklitzen, wie
der Franziskaner-Bruder mit bürgerlichem Namen hie, allerdings aus:
Beides war bereits erfunden. Etwas scheint der experimentierfeudige
Bruder, der eigentlich Gold herstellen wollte, doch geleistet zu haben.
Um 1380 verbesserte ein "nyger pertoldes" (Berthold der Schwarze) die
"chunst aus pchsen zu schyssen" ("die Kunst aus Buchsen zu schießen").
Er soll wegen seiner Versuche 1388 zu Tode
verurteilt worden sein.
1380
Feuerschwamm
Einführung des Feuerschwammes zur Zündung des Zündkrautes in der Zündpfanne. Er besteht aus einem Baumpilz, der an verschiedenen Holzarten, wie zum Beispiel der Buche, wächst.
1385
Schaftholz
Erstes Auftreten der Balkenschäfte.
1399
Die Büchse von Tannenberg
Truppen
des Königs Wenzel, der Erzbischöfe von Mainz und Trier und der
Reichsstadt Frankfurt belagern die Burg Tannenberg an der Bergstraße des
Hartmud von Cronenberg, um dem gefürchteten Raubritter und adeligen
Wegelagerer den Garaus zu machen. Frankfurts Beitrag zur Belagerung
besteht aus der großen Steinbüchse, die schwere
Steinkugeln verschießt. Kein billiges Unternehmen: Fr 40 Schuss werden
sieben Zentner und 33 Pfund Pulver verbraucht, aber es lohnt sich: Das
Raubritternest wird bis auf die Grundmauern zerstört.
1849 finden Archäologen bei Grabungen
in den Burgruinen in der Zisterne Bruchstücke einer Büchse, einen
eisernen Ladestock sowie Reste einer zweiten Büchse. Die
Tannenberg-Büchse war sehr einfach aufgebaut, besaß aber schon die
gleichen Grundelemente wie ein modernes Gewehr: Lauf und Schaft. Den
Lauf bildete eine hinten verschlossene, 27 cm lange Bronze-Röhre mit
einfacher
Zündöffnung. Der Schaft bestand aus einem Holzstab, der in einer
konischen Bohrung an Laufende befestigt war. Eine solche primitive
Haltemöglichkeit war zum Zielen nötig, denn bei diesen primitiven
Schusswaffen hatte der Schütze alle Hände voll zu tun, um überhaupt
einen Schuss aus dem Lauf zu bringen: Eine Hand hielt die Waffe und
richtete sie auf das Ziel, während die andere ein glühendes Zündeisen,
eine glimmende Lunte oder eine brennende Kohle bereithielt. Das
Schaftende klemmte der
Schütze unter die Achsel oder setzte es wie ein Armbrust auf Brustmuskel
oder Oberarm auf.
Schießversuche mit der Tannenberg-Büchse bis
ins Detail nachgebauten, eingespannten Waffe und nach zeitgenössischen
Rezepten gemixtem Pulver brachten erstaunliche Ergebnisse: auf 25 Meter
Entfernung lagen alle Schüsse innerhalb eines Kreises von 14 Zentimetern
Durchmesser. Die Kugel im Kaliber von rund 17 Millimetern hinterließ
auf zwei Millimeter dickem Blech ein Zentimeter tiefe Dellen.
1420
Schießpulver-Bäcker
Deutsche
Büchsenmeister verbessern das Schießpulver. Bis 1400 kannte man nur das
sogenannte Mehlpulver, ein sehr feines Gemenge, das nur sehr langsam
abbrannte, weil es zwischen den Staubteilchen nicht genügend Luft gab.
Während eines längeren Transportes entmischte es sich durch die
ständigen Erschütterungen wieder, so dass am Zielort der schwere
Schwefel unten,
der Salpeter in der Mitte und die leichte Holzkohle obenauf lagen.
Deshalb beförderte man die Bestandteile getrennt und mischte erst am
Einsatzort.
Um1420 gelang es, das Pulver zu körnen. Die Büchsenmeister
feuchtesten das zerriebene Pulvermehl mit Essig oder Branntwein an und
kneteten es wie Teig zu Knollen. Dabei lösten sich Salpeter und
Schwefel, wodurch die Bestandteile fest miteinander verklebten.
Zerkleinerte man einen solchen getrockneten Pulverkuchen, entstand eine
Masse unregelmäßiger Körner, zwischen denen sich nun genügend Sauerstoff
für eine wirkungsvollere Verbrennung anlagern
konnte: Die Oberfläche vervielfachte sich. Dieses neue gekörnte Knollenpulver entmischte sich
zudem nicht mehr, da jedes Korn alle Pulverbestandteile im selben
Mischungsverhältnis enthielt. Bei gleicher Menge brannte das
Knollenpulver also wesentlich heftiger als Mehlpulver ab.
1425
Reisebüchse
Einführung der Hakenbüchse, auch Arquebus oder Reisebüchse genannt. Sie besitzt ein größeres Kaliber und ein längeres Rohr als die Handbüchse sowie einen Haken zur Aufnahme des Rückstoßes an der Mauer einer Befestigung oder Burg.
1439
Mechanik statt Handbetrieb
Deutsche
Buchsenmacher erfinden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen
Mechanismus, der den umständlichen und zeitraubenden Zündvorgang bei
Handwaffen erheblich vereinfacht. Ein Rechnungsbuch der Stadt Preburg
aus dem Jahr 1439 belegt hebelartige Vorrichtungen, um Feuerwaffen zu
zünden. Diese ersten mechanischen Abzüge erleichtern das Schießen und
Treffen ungemein: Vorher musste der Schütze die Lunte mit der Hand zum
Zündloch führen, was den freihändigen Gebrauch der Waffe natürlich
erschwerte. Jetzt übernimmt ein S-förmiger Metallarm die Zündung. Dieser
schlangenförmige Hebel drehte sich um eine mittlere Achse, die im
hölzernen Schaft der Waffe befestigt war. Die glimmende Lunte oder ein
Zündschwamm klemmte am gegabelten Oberteil des Hebels, der untere Teil
diente als Abzug. Abbildungen eines sehr vereinfachten Z-förmigen
Schlangen- oder Serpentinenschlosses tauchten erstmals im Codex
Vindobana aus dem Jahr 1411 auf.
1450
Zündende Blechide
Das
Schlangen- oder Serpentinen-System wird verbessert: Einfallsreiche
Waffenbauer verlegten das Zündloch von der Lauf-Oberseite nach rechts
und schweißten eine kleine Wanne unter die Öffnung. Diese Pulverpfanne
nahm das feine Zündpulver auf, auch Zündkraut genannt. Sie verkürzten
den S-förmigen Hebelarm auf dem oberen Teil, der die schwelende Lunte
hielt. Eine Abzugsstange verband
den Luntenhalter mit dem Abzugshebel. Zusätzlich wirkte eine Blattfeder
auf die Abzugsstange, so dass der Luntenhalter gespannt werden konnte.
Sämtliche beweglichen Teile waren auf einem Eisenblech an der
Waffenseite miteinander verbunden. Der schlossähnliche Aufbau und die
glimmende Lunte gaben der neuen Mechanik den Namen: Luntenschloss.
1450
Orgelgeschütz
Einführung von Orgelgeschützen mit bis zu 40 Rohren auf zweirädrigem Karren. Die Abfeuerung erfolgt einzeln von Hand mit Lunte oder gesamthaft über eine gemeinsame Pulverpfanne.
1460
Der Haken an der Sache
Das
Luntenschloss setzt sich durch. Man konnte die Waffe nun mit beiden
Händen halten, gleichzeitig zielen und feuern. Da Luntenschloss-Gewehre
wegen ihres Gewichts und ihrer umständlichen Handhabung zunächst nur zur
Verteidigung eingesetzt wurden, schmiedeten die Büchsenmacher eiserne
Haken an den Lauf. Damit konnte die Feuerwaffe auf Mauern,
Schießscharten, Schießgestellen und Büchsenkarren zum zielen festgelegt
oder eingehakt werden. Der Name Hakenbüchse bezog sich auf diese
Vorrichtung, die
auch den Rückstoß abfing.
1470
Birne wird Mode
Schießen
wird immer bequemer. Ursprünglich klemmte sich der Schütze beim
freihändigen Zielen das längliche Schaftende des Feuerrohrs unter die
Achsel und hielt den Lauf in die ungefähre Richtung des Ziels. Später
orientierten sich die Schaftschneider an dem kürzeren Armbrustschaft,
den der Schütze auf Brustmuskel oder Oberarm
aufsetzte, wahrend er mit dem Auge über den Pfeil das Ziel anvisierte.
Dabei legte er die Wange an den Schaft. Daraus entwickelte sich der
sogenannte deutsche Schaft mit einem birnenförmigen Kolben. Historiker
streiten darüber, ob sich der Begriff "Arkebuse" (italienisch: arca
bouza= Bogen mit Loch) von der armbrustähnlichen deutschen Schäftung
ableitet, oder ob es nur eine Verballhornung des deutschen Wortes
"Hakenbüchse" ist.
1473
Au Backe - der Wangenanschlag
Der
Wangenanschlag mit der Feuerwaffe kommt in Mode. Erstmals abgebildet
ist er in der 1473 entstandenen "Chronique d`Angleterre" von Jean de
Wavrin: Ein gepanzerter Büchsenschütze duellierte sich mit einem
Bogenschützen auf dem Schlachtfeld. Er hält den Schaft in Höhe der
rechten Wange und zielt über den Lauf. Wenn diese Anschlagsart auch
fortschrittlich
anmutet, so konnte sie sich auf Dauer nur mit einem längeren Kolben
durchsetzen. Denn der Schütze verkraftete den starken Rückschlag am
besten, wenn er die Waffe in die Schulter einzog. Der gedrungene
Birnen-Kolben der deutschen Schäftung war dafür zu kurz. Der längere,
sogenannte spanische Kolben konnte dagegen nicht mehr abrutschen oder
den Schützen unangenehme Backpfeifen versetzen, weil der Körper jetzt
den Rückschlag mit der Schulter abfederte. Die spanisch Schäftung
entstand zur selben
Zeit wie die deutsche Kolbenform. Trotz ihrer offensichtlichen Vorteile
setzte sie sich bei Gewehren erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts
durch und wurde zur Vorläuferin der heutigen Schaftformen.
1493
Feiner Zug
Einfallsreiche
Büchsenmacher in Augsburg und Nürnberg kommen auf den richtigen
Trichter: Sie arbeiten in die glatten Rohre Züge und Felder ein und
steigerten so die
Schusspräzision der Waffen. Dieser Geistesblitz entzündete sich
vermutlich nur durch Zufall an den Riefen, die nach dem Gießen oder
Schmieden in den Läufen zurückblieben. Das erste Laufprofil mit
parallelen, gradlinig zur Mündung laufenden Zügen taucht erstmals 1498
in Leipzig auf. Diese Parallelzüge gaben der eingepressten Kugel zwar
keinen Drall, bewirkten jedoch, dass sie den Lauf exakt in Zielrichtung
verließ.
Eine der ersten
Büchsen mit spiralförmig gezogenem Lauf
gehrte Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und verschoss Kugeln im Kaliber
24 Millimeter bei einem Geschossgewicht von 292 Grains (18,9 Gramm). Die
gesteigerte Schusspräzision der rotierenden Kugel betrachteten die
meisten Zeitgenossen als Sensation, die sich kaum noch überbieten ließ.
Dennoch experimentierten Büchsenmacher über 500 Jahre lang mit immer
neuen Formen des Laufprofils. Stern- und Sägeblattförmige
Laufquerschnitte steigerten die Präzision jedoch ebenso wenig wie
abgerundete Züge
oder Rohr-Ovale. Erst die Konstrukteure des 20. Jahrhunderts
verbesserten das erfolgreiche Prinzip der Spiralzüge: Sie entwickelten
den sogenannten Polygonlauf.
1500
Klassenarbeit
Eine neue Geißtechnik hilft der Artillerie und allem, was damit zusammenhängt, auf die Sprünge: Durch den sogenannten aufsteigenden Bronzeguss verbesserte sich die Rohrqualität erheblich. Noch entscheidender waren allerdings die technischen Fortschritte im Eisenguss. Dadurch konnte man Geschützkugeln billig und in großen Mengen produzieren, wie das Kaiser Maximilian I. von Habsburg gefordert hatte. Maximilian, der letzte Ritter, wie er im Volksmund hieß, ließ sich bei der Organisation seiner Truppen vom Geschützwesen der Republik Venedig und des Erzherzogs Sigmund von Tirol inspirieren: Als erster Feldherr in der Geschichte teilt er die Artillerie nach Kugelgewichten und Kalibern in einheitliche Klassen ein.
1502
Püchsen fürs Fußvolk
Maximilian
revolutionierte die Militärgeschichte weiter. Der Vater der
Landsknechte rüstet einen Groteil seiner Fußtruppen mit Gewehren aus.
Taktisch klug setzte er diese Püchsen-Schützen zusammen mit
Langspießträgern und Hellebardieren ein. Der Erfolg dieses
geschickten Schachzugs blieb nicht aus: Die Feuerwaffe, die bisher in
der offenen Schlacht nur eine Nebenrolle spielte, beherrschte zunehmend
die Kriegsschauplätze. Deutsche Landsknechte entschieden die Schlacht
vor Pavia 1525 mit diszipliniertem Feuer aus Hakenbüchsen und
Geschützen.
1505
In die Pfanne gehauen
Der
Nürnberger Martin Löffelholz baut um 1505 ein
neuartiges Zündschloss, dessen Funktionsprinzip er aus dem praktischen
Alltag übernimmt: Schlägt man Feuersteine gegen Stahlstücke, entstehen
Zündfunken. Auch das italienische Allround-Genie Leonardo da Vinci
beschreibt in seinem Codex Atlanticus ein solches Zündschloss. Das
Löffelholz-Schloss war so einfach wie wirkungsvoll konstruiert:
Betätigte man den Abzug, lief ein vorher über eine Spindel aufgezogenes,
federgetriebenes Stahlrad ab. Eine weitere Feder drückte den Hahn, der
nun statt
einer Lunte ein Stück Feuerstein hielt, gegen die gehärtete Zahnung des
Rades. Dadurch entstand ein wahrer Feuerregen, der unmittelbar in die
Zündpfanne schlug. Fehlzündungen waren bei dieser Konstruktion so gut
wie ausgeschlossen.
1508
Lunte gerochen
Die
Radschlösser werden verbessert. Ein zusätzlicher Pfannendeckel, der
sich während des Zündvorgangs automatisch verschiebt, schützt das
nässeempfindliche Zündpulver. Jäger lernen den fast erschütterungsfrei
ablaufenden Mechanismus schätzen, der schnell und sicher zündete und ein
freies Mitschwingen bei bewegten Zielen erlaubte. Außerdem entfiel der
verräterisch glimmende Zünddocht, das Wild konnte nicht mehr vorzeitig
Lunte riechen.
1510
Die Pistole
Der
komplizierte Aufbau des Radschlosses mit seinen vielen
Einzelteilen war teuer. Schon deshalb blieb das finanzschwache Militär
bei den viel billigeren und einfacheren Luntengewehren, trotz ihrer
vielen Nachteile. Nur die Reiterei scheute keine Kosten: Die lästige
Lunte verlangte die ungeteilte Aufmerksamkeit des Reiters, der außerdem
eine Hand brauchte, um sein Pferd sicher zu führen. Radschlosswaffen
dagegen erlaubten sogar den schnellen Schuss vom galoppierenden Pferd.
Daraus entwickelte sich eine neue Waffenart: das Faustrohr oder die
Pistole.
1517
Das Aus für alle Radschlosswaffen
Ausgerechnet
Kaiser Maximilian verbietet 1517 alle "selbstschlagenden
hanndtpüchsen". Für die Jagd lehnte der leidenschaftliche Jäger ohnehin
jede Art von Feuerwaffe kategorisch ab. Sein Nachfolger Kaiser Karl V.
(1519-1556) betrachtete Radschlosswaffen wieder freundlicher. Damit war
der Weg frei für weitere Verbesserungen.
1543
Der Stecher von München
Italienische
Tüftler basteln am deutschen Radschloss herum: Sie montierten es aus
leichteren Teilen offen an die Auenseite des Schlossblechs. Französische
Büchsenmacher gehen auf die Wünsche von Jägern nach handlichen Waffen
ein. Sie legen verschiedene Schlossteile wie die Hahnfeder in
Aussparungen des Schafts. Um 1543 bauen Münchner Handwerker den ersten
Stecherabzug: ein nadelartiger Stift rastet als Vorderer Abzug das
Schloss so fein ein, dass bereits ein sehr leichter Druck auf den
hinteren Abzug genügte, um den Federmechanismus auszulösen.
1547
Teuflisches Experiment
Der
Erzbischof von Mainz erklärt gezogene Büchsen wegen ihrer Präzision für
Teufelszeug und will das mit einem Experiment beweisen. Der ungläubige
Kirchenfürst lasst
zwei Büchsenschützen gegeneinander antreten, von denen der eine geweihte
Silberkugeln verschießt, der andere simple Geschosse aus Blei. Klar,
dass die Silberkugeln keine Chance haben: Das harte, aber leichtere
Kirchensilber presst sich so stark in die Züge und Felder des
Rohrprofils ein. Das aber kann niemand dem Bischof begreiflich machen -
er verbietet kurzerhand Büchsen mit gezogenen Läufen.
1550
Eingeschnappt
Holländische Büchsenmacher entwickeln einen neuen
Zündmechanismus, der zuverlässiger als das Luntenschloss funktioniert
und billiger als das Radschloss herzustellen ist. Sie übernehmen den
Hahn des Radschlosses und setzen statt des Rades eine senkrechte
Stahlplatte hinter die Pulverpfanne. Betätigt der Schütze den Abzug,
schnappte der federgespannte Hahn nach unten, der Schwefelkies scheuerte
am Stahl entlang und schlug Funken ins feine Zündkraut. Die Spanier
nannten dieses
erste Steinschloss Miqueletschlo, abgeleitet vom spanischen Wort
"miquilites" = Straenruber. Auch deutsche bewaffnete Wegelagerer hießen
im 16. Und 17 Jahrhundert schlicht im Volksmund "Schnapphähne".
1560
Erste Hilfe Pflaster
Jäger
und Büchsenschützen wickeln ihre Kugeln in kleine talggeschmierte
Leder- oder Stoffläppchen. Da sie gleichzeitig leicht unterkalibrierte
Geschosse
luden, brauchten sie weniger Kraft, um das gepflasterte Geschoss mit dem
Ladestock durch die Züge und Felder des Laufes zu stoßen. Das
nachgiebige Schusspflaster übertrug den Drall an das stramm sitzende
Geschoss so gut, dass Pflasterbüchsen-Schützen an den Meisten
Schießwettbewerbe nicht teilnehmen durften.
1567
Mannshohe Musketen
Spanische
Musketiere bringen
neue Gewehre unters Volk: fast mannshohe, zwischen sechs und acht
Kilogramm schwere Waffen mit langen Kolben mit ausgeprägtem Hals für die
Schusshand und einer Backe zum Anlegen an die Wange. Beim Schießen lag
der Vorderschaft auf einer Stützgabel, das erleichterte das Zielen und
Mitschwingen. Das Musketen-Kaliber war mit ungefähr zwei Zentimetern so
groß, dass ein Pfund Blei nur für zehn Kugeln reichte. Die Musketen
schossen zwar nur auf 50 bis 60 Schritt genau, die schweren Geschosse
verdellten aber jeden Harnisch und jedes gepanzertes Pferd.
1580
Lange Ladung
Handfeuerwaffe mit 10 hintereinander liegenden Ladungen im Lauf wird ausprobiert.
1580
Stecher
Erfindung des Altdeutschen Stechers
1590
Haarige Züge
Herstellung von Läufen mit Haarzügen durch den Augsburger Augustin Kutter.