Waffengeschichte - Waffen und Munition

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Hier sind einige wichtige Meilensteine der Erfindung von Pulver, Waffen und Munition aufgeführt.
630
Brandgefährliche Kugeln

Schon in der Antike hantierten Krieger mit Feuerwaffen: Sie verschießen Brandstoffe mit Pfeil und Bogen, pusteten sie durch Blasrohre oder bringen sie per Wurf- und Schleudermaschinen unters gegnerische Volk. Besatzungen der byzantinischen Marine verstehen das Spiel mit dem Feuer bestens. Im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts heizten sie ihren Gegnern mit dem "Griechischen Feuer" ein: Kneul aus zusammengepressten Kienspänen und Werk, die mit einem Gemisch aus Petroleum und Schwefel getränkt waren. Verschossen wurden die sogar in Wasser brennenden Kugeln mit Pfeilen und Schleudern.
712
Die ersten Geschosse

Die Araber setzten bei der Belagerung der spanischen Stadt Alora mörserähnliche Handwaffen ein, deren Geschosse eine Art Schießpulver antreibt. Sehr eindrucksvoll können die arabischen Mörser nicht gewesen sein: In den nächsten 500 Jahren tauchten solche Kriegsgeräte nirgendwo in Europa auf.
900
Chinesische Raketen

Die  Chinesen feiern den Jahreswechsel mit Feuerwerkskörpern, die von einem  dem Schwarzpulver ähnlichen Gemisch angetrieben werden.
1044
In China erscheint ein naturwissenschaftliches Werk (Wu Ching Tsung Yao) in dem von Pulver berichtet wird.
1139
Papst fordert Abrüstung

Papst Innozenz III. verurteilt auf dem zweiten Lateralkonzil die Armbrust als "mörderische und unchristliche Waffe", die nur noch im Kampf gegen die Heiden eingesetzt werden darf.
1249
Es knallt und kracht

Der  englische Franziskaner-Mönch Roger Bacon schrieb das Rezept für  Schießpulver auf: Man nehme sieben Teile Salpeter, fünf Teile Holzkohle  aus jungem Haselnussholz und fünf Teile Schwefel. Nach seiner  Beschreibung ergibt dieses Gemisch "großen Donner und Blitz"; Hinweise  auf Verwendung als Schießpulver fehlen. 1267 veröffentlicht er das  Rezept in verschlüsselter Form in  seinem Werk "De Secretis Operibus Artis" ("über Werke der Geheimkunst").
1275
Verbesserungsvorschläge

Der griechische Naturwissenschaftler und Gelehrte Marcus Graecus (Markus der Grieche) verbesserte das Schießpulverrezept des Franziskaner-Mönchs Roger Bacon: In seinem Buch "Liber Ignium" ("Buch der Feuerarten") empfiehlt Graecus ein Teil Schwefel, zwei Teile Holzkohle aus Weidenholz und sechs Teile Salpeter. Eine fast gleichlautende Formel findet sich in den naturwissenschaftlichen Schriften des Albertus Magnus, Dominikaner, Universal-Gelehrter und von 1260 bis 1262 Bischof von Regensburg.
1326
Erste Pulver-Waffen

Der englische Kirchenmann Walter de Milimete, eine Art Gemeindepfarrer in der Grafschaft Cornwall, stellte ein Kanonengeschütz vor, das Pfeile per Pulverkraft verschießt. Abgebildet ist diese Kanone in der für König Eduard II. von Endland bestimmten Handschrift "De Nobilitatibus, Sapientis, et Prudentia Regum" ("über Ruhm, Weisheit und Bildung der Knige"). Das Milimete-Geschütz gleicht mehr einer knapp einen Meter hohen, liegenden Blumenvase als einer Kanone. Seine Lade- und Zündtechnik funktioniert aber schon so wie bei sämtlichen Nachfolgemodellen bis zum 18. Jahrhundert. Man schüttet Pulver in eine hinten verschlossene Röhre, setzt ein passendes Geschoss auf die Ladung und zündet, indem man ein glühendes sogenanntes Loseisen durch das Zündloch steckt.
1340
Kugeln statt Pfeile

Die bisher aus Geschützen verschossnen Pfeil werden durch Steinkugeln ersetzt. Es kommen nach dem einfachen Grundprinzip des Milimete-Geschützes schießende Riesenkanone auf, die zentnerschwere Steinkugeln schleuderten. Solche Monster, wie etwa die bronzene Steinbüchse der Johanniter-Ordensritter von Rhodos oder der gigantische Mörser "Pumhart von Steyr" wogen Dutzende von Tonnen und hatten Kaliber bis zu 80 Zentimetern.
1346
Handwaffen aus Bronze

Die Städte Aachen und Frankfurt bestellten bei einem unbekannten Handwerksmeister bronzene Handbüchsen. Die Rechnung dafür belegen die ersten Handwaffen.
1350
Mörser

Herstellung des grössten bekannten Mörsers aus geschmiedetem Eisen mit 882-mm-Kaliber mit Namen Der große Pumphart von Steyr.
1375

Zündeisen
Zünden der Feuerwaffen von Hand mit einem vorne glühenden Eisen
.
1380
Berthold der Schwarze

Der Freiburger Franziskaner-Bruder Berthold der Schwarze alias "nyger pertoldes" (Berthold der Schwarze) experimentiert in seiner Klosterzelle mit Schießpulver und entdeckte die Wirkung des Gemisches aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle. Als Erfinder des Schießpulvers und der Pulverwaffen scheidet Konstantin Aucklitzen, wie der Franziskaner-Bruder mit bürgerlichem Namen hie, allerdings aus: Beides war bereits erfunden. Etwas scheint der experimentierfeudige Bruder, der eigentlich Gold herstellen wollte, doch geleistet zu haben. Um 1380 verbesserte ein "nyger pertoldes" (Berthold der Schwarze) die "chunst aus pchsen zu schyssen" ("die Kunst aus Buchsen zu schießen"). Er soll wegen seiner Versuche 1388 zu Tode verurteilt worden sein.
1380
Feuerschwamm

Einführung des Feuerschwammes zur Zündung des Zündkrautes in der Zündpfanne. Er besteht aus einem Baumpilz, der an verschiedenen Holzarten, wie zum Beispiel der Buche, wächst.
1385

Schaftholz

Erstes Auftreten der Balkenschäfte.
1399
Die Büchse von Tannenberg

Truppen des Königs Wenzel, der Erzbischöfe von Mainz und Trier und der Reichsstadt Frankfurt belagern die Burg Tannenberg an der Bergstraße des Hartmud von Cronenberg, um dem gefürchteten Raubritter und adeligen Wegelagerer den Garaus zu machen. Frankfurts Beitrag zur Belagerung besteht aus der großen Steinbüchse, die schwere Steinkugeln verschießt. Kein billiges Unternehmen: Fr 40 Schuss werden sieben Zentner und 33 Pfund Pulver verbraucht, aber es lohnt sich: Das Raubritternest wird bis auf die Grundmauern zerstört.                                                                                                                         
1849 finden Archäologen bei Grabungen in den Burgruinen in der Zisterne Bruchstücke einer Büchse, einen eisernen Ladestock sowie Reste einer zweiten Büchse. Die Tannenberg-Büchse war sehr einfach aufgebaut, besaß aber schon die gleichen Grundelemente wie ein modernes Gewehr: Lauf und Schaft. Den Lauf bildete eine hinten verschlossene, 27 cm lange Bronze-Röhre mit einfacher Zündöffnung. Der Schaft bestand aus einem Holzstab, der in einer konischen Bohrung an Laufende befestigt war. Eine solche primitive Haltemöglichkeit war zum Zielen nötig, denn bei diesen primitiven Schusswaffen hatte der Schütze alle Hände voll zu tun, um überhaupt einen Schuss aus dem Lauf zu bringen: Eine Hand hielt die Waffe und richtete sie auf das Ziel, während die andere ein glühendes Zündeisen, eine glimmende Lunte oder eine brennende Kohle bereithielt. Das Schaftende klemmte der Schütze unter die Achsel oder setzte es wie ein Armbrust auf Brustmuskel oder Oberarm auf.
Schießversuche mit der Tannenberg-Büchse bis ins Detail nachgebauten, eingespannten Waffe und nach zeitgenössischen Rezepten gemixtem Pulver brachten erstaunliche Ergebnisse: auf 25 Meter Entfernung lagen alle Schüsse innerhalb eines Kreises von 14 Zentimetern Durchmesser. Die Kugel im Kaliber von rund 17 Millimetern hinterließ auf zwei Millimeter dickem Blech ein Zentimeter tiefe Dellen.
1420
Schießpulver-Bäcker

Deutsche Büchsenmeister verbessern das Schießpulver. Bis 1400 kannte man nur das sogenannte Mehlpulver, ein sehr feines Gemenge, das nur sehr langsam abbrannte, weil es zwischen den Staubteilchen nicht genügend Luft gab. Während eines längeren Transportes entmischte es sich durch die ständigen Erschütterungen wieder, so dass am Zielort der schwere Schwefel unten, der Salpeter in der Mitte und die leichte Holzkohle obenauf lagen. Deshalb beförderte man die Bestandteile getrennt und mischte erst am Einsatzort.
Um1420 gelang es, das Pulver zu körnen. Die Büchsenmeister feuchtesten das zerriebene Pulvermehl mit Essig oder Branntwein an und kneteten es wie Teig zu Knollen. Dabei lösten sich Salpeter und Schwefel, wodurch die Bestandteile fest miteinander verklebten. Zerkleinerte man einen solchen getrockneten Pulverkuchen, entstand eine Masse unregelmäßiger Körner, zwischen denen sich nun genügend Sauerstoff für eine wirkungsvollere Verbrennung anlagern konnte: Die Oberfläche vervielfachte sich.         Dieses neue gekörnte Knollenpulver entmischte sich zudem nicht mehr, da jedes Korn alle Pulverbestandteile im selben Mischungsverhältnis enthielt. Bei gleicher Menge brannte das Knollenpulver also wesentlich heftiger als Mehlpulver ab.
1425
Reisebüchse

Einführung der Hakenbüchse, auch Arquebus oder Reisebüchse genannt. Sie besitzt ein größeres Kaliber und ein längeres Rohr als die Handbüchse sowie einen Haken zur Aufnahme des Rückstoßes an der Mauer einer Befestigung oder Burg.
1439
Mechanik statt Handbetrieb

Deutsche Buchsenmacher erfinden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts einen Mechanismus, der den umständlichen und zeitraubenden Zündvorgang bei Handwaffen erheblich vereinfacht. Ein Rechnungsbuch der Stadt Preburg aus dem Jahr 1439 belegt hebelartige Vorrichtungen, um Feuerwaffen zu zünden. Diese ersten mechanischen Abzüge erleichtern das Schießen und Treffen ungemein: Vorher musste der Schütze die Lunte mit der Hand zum Zündloch führen, was den freihändigen Gebrauch der Waffe natürlich erschwerte. Jetzt übernimmt ein S-förmiger Metallarm die Zündung. Dieser schlangenförmige Hebel drehte sich um eine mittlere Achse, die im hölzernen Schaft der Waffe befestigt war. Die glimmende Lunte oder ein Zündschwamm klemmte am gegabelten Oberteil des Hebels, der untere Teil diente als Abzug. Abbildungen eines sehr vereinfachten Z-förmigen Schlangen- oder Serpentinenschlosses tauchten erstmals im Codex Vindobana aus dem Jahr 1411 auf.
1450
Zündende Blechide

Das Schlangen- oder Serpentinen-System wird verbessert: Einfallsreiche Waffenbauer verlegten das Zündloch von der Lauf-Oberseite nach rechts und schweißten eine kleine Wanne unter die Öffnung. Diese Pulverpfanne nahm das feine Zündpulver auf, auch Zündkraut genannt. Sie verkürzten den S-förmigen Hebelarm auf dem oberen Teil, der die schwelende Lunte hielt. Eine Abzugsstange verband den Luntenhalter mit dem Abzugshebel. Zusätzlich wirkte eine Blattfeder auf die Abzugsstange, so dass der Luntenhalter gespannt werden konnte. Sämtliche beweglichen Teile waren auf einem Eisenblech an der Waffenseite miteinander verbunden. Der schlossähnliche Aufbau und die glimmende Lunte gaben der neuen Mechanik den Namen: Luntenschloss.
1450
Orgelgeschütz


Einführung von Orgelgeschützen mit bis zu 40 Rohren auf zweirädrigem Karren. Die Abfeuerung erfolgt einzeln von Hand mit Lunte oder gesamthaft über eine gemeinsame Pulverpfanne.
1460
Der Haken an der Sache

Das Luntenschloss setzt sich durch. Man konnte die Waffe nun mit beiden Händen halten, gleichzeitig zielen und feuern. Da Luntenschloss-Gewehre wegen ihres Gewichts und ihrer umständlichen Handhabung zunächst nur zur Verteidigung eingesetzt wurden, schmiedeten die Büchsenmacher eiserne Haken an den Lauf. Damit konnte die Feuerwaffe auf Mauern, Schießscharten, Schießgestellen und Büchsenkarren zum zielen festgelegt oder eingehakt werden. Der Name Hakenbüchse bezog sich auf diese Vorrichtung, die auch den Rückstoß abfing.
1470
Birne wird Mode

Schießen wird immer bequemer. Ursprünglich klemmte sich der Schütze beim freihändigen Zielen das längliche Schaftende des Feuerrohrs unter die Achsel und hielt den Lauf in die ungefähre Richtung des Ziels. Später orientierten sich die Schaftschneider an dem kürzeren Armbrustschaft, den der Schütze auf Brustmuskel oder Oberarm aufsetzte, wahrend er mit dem Auge über den Pfeil das Ziel anvisierte. Dabei legte er die Wange an den Schaft. Daraus entwickelte sich der sogenannte deutsche Schaft mit einem birnenförmigen Kolben. Historiker streiten darüber, ob sich der Begriff "Arkebuse" (italienisch: arca bouza= Bogen mit Loch) von der armbrustähnlichen deutschen Schäftung ableitet, oder ob es nur eine Verballhornung des deutschen Wortes "Hakenbüchse" ist.
1473
Au Backe - der Wangenanschlag

Der Wangenanschlag mit der Feuerwaffe kommt in Mode. Erstmals abgebildet ist er in der 1473 entstandenen "Chronique d`Angleterre" von Jean de Wavrin: Ein gepanzerter Büchsenschütze duellierte sich mit einem Bogenschützen auf dem Schlachtfeld. Er hält den Schaft in Höhe der rechten Wange und zielt über den Lauf. Wenn diese Anschlagsart auch fortschrittlich anmutet, so konnte sie sich auf Dauer nur mit einem längeren Kolben durchsetzen. Denn der Schütze verkraftete den starken Rückschlag am besten, wenn er die Waffe in die Schulter einzog. Der gedrungene Birnen-Kolben der deutschen Schäftung war dafür zu kurz. Der längere, sogenannte spanische Kolben konnte dagegen nicht mehr abrutschen oder den Schützen unangenehme Backpfeifen versetzen, weil der Körper jetzt den Rückschlag mit der Schulter abfederte. Die spanisch Schäftung entstand zur selben Zeit wie die deutsche Kolbenform. Trotz ihrer offensichtlichen Vorteile setzte sie sich bei Gewehren erst um die Mitte des 16. Jahrhunderts durch und wurde zur Vorläuferin der heutigen Schaftformen.
1493
Feiner Zug

Einfallsreiche Büchsenmacher in Augsburg und Nürnberg kommen auf den richtigen Trichter: Sie arbeiten in die glatten Rohre Züge und Felder ein und steigerten so die Schusspräzision der Waffen. Dieser Geistesblitz entzündete sich vermutlich nur durch Zufall an den Riefen, die nach dem Gießen oder Schmieden in den Läufen zurückblieben. Das erste Laufprofil mit parallelen, gradlinig zur Mündung laufenden Zügen taucht erstmals 1498 in Leipzig auf. Diese Parallelzüge gaben der eingepressten Kugel zwar keinen Drall, bewirkten jedoch, dass sie den Lauf exakt in Zielrichtung verließ.
Eine der ersten Büchsen mit spiralförmig gezogenem Lauf gehrte Kaiser Maximilian I. (1459-1519) und verschoss Kugeln im Kaliber 24 Millimeter bei einem Geschossgewicht von 292 Grains (18,9 Gramm). Die gesteigerte Schusspräzision der rotierenden Kugel betrachteten die meisten Zeitgenossen als Sensation, die sich kaum noch überbieten ließ. Dennoch experimentierten Büchsenmacher über 500 Jahre lang mit immer neuen Formen des Laufprofils. Stern- und Sägeblattförmige Laufquerschnitte steigerten die Präzision jedoch ebenso wenig wie abgerundete Züge oder Rohr-Ovale. Erst die Konstrukteure des 20. Jahrhunderts verbesserten das erfolgreiche Prinzip der Spiralzüge: Sie entwickelten den sogenannten Polygonlauf.
1500
Klassenarbeit

Eine  neue Geißtechnik hilft der Artillerie und allem, was damit  zusammenhängt, auf die Sprünge: Durch den sogenannten aufsteigenden  Bronzeguss verbesserte sich die  Rohrqualität erheblich. Noch entscheidender waren allerdings die  technischen Fortschritte im Eisenguss. Dadurch konnte man Geschützkugeln  billig und in großen Mengen produzieren, wie das Kaiser Maximilian I.  von Habsburg gefordert hatte. Maximilian, der letzte Ritter, wie er im  Volksmund hieß, ließ sich bei der Organisation seiner Truppen vom  Geschützwesen der Republik Venedig und des Erzherzogs Sigmund von Tirol  inspirieren: Als erster Feldherr in der Geschichte teilt er die  Artillerie nach  Kugelgewichten und Kalibern in einheitliche Klassen ein.
1502
Püchsen fürs Fußvolk

Maximilian revolutionierte die Militärgeschichte weiter. Der Vater der Landsknechte rüstet einen Groteil seiner Fußtruppen mit Gewehren aus. Taktisch klug setzte er diese Püchsen-Schützen zusammen mit Langspießträgern und Hellebardieren ein. Der Erfolg dieses geschickten Schachzugs blieb nicht aus: Die Feuerwaffe, die bisher in der offenen Schlacht nur eine Nebenrolle spielte, beherrschte zunehmend die Kriegsschauplätze. Deutsche Landsknechte entschieden die Schlacht vor Pavia 1525 mit diszipliniertem Feuer aus Hakenbüchsen und Geschützen.
1505
In die Pfanne gehauen

Der Nürnberger Martin Löffelholz baut um 1505 ein neuartiges Zündschloss, dessen Funktionsprinzip er aus dem praktischen Alltag übernimmt: Schlägt man Feuersteine gegen Stahlstücke, entstehen Zündfunken. Auch das italienische Allround-Genie Leonardo da Vinci beschreibt in seinem Codex Atlanticus ein solches Zündschloss. Das Löffelholz-Schloss war so einfach wie wirkungsvoll konstruiert: Betätigte man den Abzug, lief ein vorher über eine Spindel aufgezogenes, federgetriebenes Stahlrad ab. Eine weitere Feder drückte den Hahn, der nun statt einer Lunte ein Stück Feuerstein hielt, gegen die gehärtete Zahnung des Rades. Dadurch entstand ein wahrer Feuerregen, der unmittelbar in die Zündpfanne schlug. Fehlzündungen waren bei dieser Konstruktion so gut wie ausgeschlossen.
1508
Lunte gerochen

Die Radschlösser werden verbessert. Ein zusätzlicher Pfannendeckel, der sich während des Zündvorgangs automatisch verschiebt, schützt das nässeempfindliche Zündpulver. Jäger lernen den fast erschütterungsfrei ablaufenden Mechanismus schätzen, der schnell und sicher zündete und ein freies Mitschwingen bei bewegten Zielen erlaubte. Außerdem entfiel der verräterisch glimmende Zünddocht, das Wild konnte nicht mehr vorzeitig Lunte riechen.
1510
Die Pistole

Der komplizierte Aufbau des Radschlosses mit seinen vielen Einzelteilen war teuer. Schon deshalb blieb das finanzschwache Militär bei den viel billigeren und einfacheren Luntengewehren, trotz ihrer vielen Nachteile. Nur die Reiterei scheute keine Kosten: Die lästige Lunte verlangte die ungeteilte Aufmerksamkeit des Reiters, der außerdem eine Hand brauchte, um sein Pferd sicher zu führen. Radschlosswaffen dagegen erlaubten sogar den schnellen Schuss vom galoppierenden Pferd. Daraus entwickelte sich eine neue Waffenart: das Faustrohr oder die Pistole.
1517
Das Aus für alle Radschlosswaffen

Ausgerechnet Kaiser Maximilian verbietet 1517 alle "selbstschlagenden hanndtpüchsen". Für die Jagd lehnte der leidenschaftliche Jäger ohnehin jede Art von Feuerwaffe kategorisch ab. Sein Nachfolger Kaiser Karl V. (1519-1556) betrachtete Radschlosswaffen wieder freundlicher. Damit war der Weg frei für weitere Verbesserungen.
1543
Der Stecher von München

Italienische Tüftler basteln am deutschen Radschloss herum: Sie montierten es aus leichteren Teilen offen an die Auenseite des Schlossblechs. Französische Büchsenmacher gehen auf die Wünsche von Jägern nach handlichen Waffen ein. Sie legen verschiedene Schlossteile wie die Hahnfeder in Aussparungen des Schafts. Um 1543 bauen Münchner Handwerker den ersten Stecherabzug: ein nadelartiger Stift rastet als Vorderer Abzug das Schloss so fein ein, dass bereits ein sehr leichter Druck auf den hinteren Abzug genügte, um den Federmechanismus auszulösen.
1547
Teuflisches Experiment

Der Erzbischof von Mainz erklärt gezogene Büchsen wegen ihrer Präzision für Teufelszeug und will das mit einem Experiment beweisen. Der ungläubige Kirchenfürst lasst zwei Büchsenschützen gegeneinander antreten, von denen der eine geweihte Silberkugeln verschießt, der andere simple Geschosse aus Blei. Klar, dass die Silberkugeln keine Chance haben: Das harte, aber leichtere Kirchensilber presst sich so stark in die Züge und Felder des Rohrprofils ein. Das aber kann niemand dem Bischof begreiflich machen - er verbietet kurzerhand Büchsen mit gezogenen Läufen.
1550
Eingeschnappt

Holländische Büchsenmacher entwickeln einen neuen Zündmechanismus, der zuverlässiger als das Luntenschloss funktioniert und billiger als das Radschloss herzustellen ist. Sie übernehmen den Hahn des Radschlosses und setzen statt des Rades eine senkrechte Stahlplatte hinter die Pulverpfanne. Betätigt der Schütze den Abzug, schnappte der federgespannte Hahn nach unten, der Schwefelkies scheuerte am Stahl entlang und schlug Funken ins feine Zündkraut. Die Spanier nannten dieses erste Steinschloss Miqueletschlo, abgeleitet vom spanischen Wort "miquilites" = Straenruber. Auch deutsche bewaffnete Wegelagerer hießen im 16. Und 17 Jahrhundert schlicht im Volksmund "Schnapphähne".
1560
Erste Hilfe Pflaster

Jäger und Büchsenschützen wickeln ihre Kugeln in kleine talggeschmierte Leder- oder Stoffläppchen. Da sie gleichzeitig leicht unterkalibrierte Geschosse luden, brauchten sie weniger Kraft, um das gepflasterte Geschoss mit dem Ladestock durch die Züge und Felder des Laufes zu stoßen. Das nachgiebige Schusspflaster übertrug den Drall an das stramm sitzende Geschoss so gut, dass Pflasterbüchsen-Schützen an den Meisten Schießwettbewerbe nicht teilnehmen durften.
1567
Mannshohe Musketen

Spanische Musketiere bringen neue Gewehre unters Volk: fast mannshohe, zwischen sechs und acht Kilogramm schwere Waffen mit langen Kolben mit ausgeprägtem Hals für die Schusshand und einer Backe zum Anlegen an die Wange. Beim Schießen lag der Vorderschaft auf einer Stützgabel, das erleichterte das Zielen und Mitschwingen. Das Musketen-Kaliber war mit ungefähr zwei Zentimetern so groß, dass ein Pfund Blei nur für zehn Kugeln reichte. Die Musketen schossen zwar nur auf 50 bis 60 Schritt genau, die schweren Geschosse verdellten aber jeden Harnisch und jedes gepanzertes Pferd.
1580
Lange Ladung
Handfeuerwaffe mit 10 hintereinander liegenden Ladungen im Lauf wird ausprobiert.
1580
Stecher

Erfindung des Altdeutschen Stechers
1590
Haarige Züge

Herstellung von Läufen mit Haarzügen durch den Augsburger Augustin Kutter.
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