Kein Ziegel privat - Hassel/ Bergen/ Celle/ Niedersachsen

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Kein Ziegel privat

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Eifersüchtig wachten die privilegierten Ziegeleibrennereinen darüber, daß kein Stein aus privaten Ziegelgruben an die Untertanen verkauft wurde. Wohl stand in alten Zeiten jedem das Recht zu, für seinen eigenen Bedarf Steine zu brennen. Das war ein altes Handwerk, schon früh werden Ziegelbrenner erwähnt. So wird vor 350 Jahren schon ein Carsten Teigelmann in Hambühren und ein Tileke Teigelmann in Winsen an der Aller genannt, und der heutige Name Theilmann hat also nichts mit der Ableitung von deot = Volk zu tun, sondern stammt von einem Manne, der Ziegel gebrannt hat. Solch ein Ziegelbrenner zog früher von Ort zu Ort, je nachdem Bedarf vorhanden war. Groß war der Verbrauch von Ziegelsteinen nicht auf dem Lande. Das Dach war mit Stroh gedeckt und die Wände im Fachwerk füllte man mit Flechtwerk oder im Innern mit Lehmsteinen. Aber bei Herd und Bachofen ging es schon ohne Ziegelsteine nicht. Ein fremder Ziegelbrenner namens Thomas Schween aus dem Amt Winsen a. d. Luhe wird 1739 in Wietzendorf erwähnt. Damals führt die Ziegelei Lindloh Klage über die Wietzendorfer, daß diese mit ihrem Steinbrennen Schaden für die hiesige Ziegelbrennerei bedeuten. Wenige Jahre später klagt auch das Amt Fallingbostel, daß den dortigen Ziegeleien Abbruch durch die Wietzendorfer geschehe, weil hier ohne Abgaben gearbeitet werden könne.

Die Antwort der Wietzendorfer Gemeinde gibt uns Einblick in den Betrieb einer solchen Erdgrubenbrennerei. Auf dem abgeplaggten Dorfanger werden die getrockneten Lehmsteine in der Grube gebrannt, "weil es viel haltbarer, Ziegel zu brennen als Lehm zu kleiben". Der Lehm ist auf der Gemeinheit gegraben, mit Torf und Leseholz wird der Grubenbrand geheizt; "etwas Holz hätten auch die Geschworenen angewiesen gehabt", muß man verschämt dem Vogt eingestehen. Aber die Wietzendorfer brannten nur für eigenen Bedarf, aber nicht, um nach auswärts zu verkaufen. Vor 8 Jahren hätte der Untervogt hier auch 4000 Steine brennen lassen und habe den genannten Brenner Thomas Schween täglich 12 mgr. gegeben, jetzt hätte dieser seit 7 Wochen 1250 Steine und 2400 Mauersteine hergestellt und solle noch 3000 Steine brennen, für 1000 Dachsteine erhalte er 5 Rthlr., für 1000 Mauersteine 2 Rthlr. 18 mgr., für 100 Stück zu einem Backofen mit Setzerlohn 12 mgr. Steuer und Abgaben zahle der Ziegelbrenner im Amte Winsen-Luhe. Dieser Betrieb mit Erdgrubenbrand muß früher allgemein üblich gewesen sein. So berichtet der Besitzer von Gudehausen 1807, daß er bei dem Bau seines Hinterhauses die Ziegel durch einen Ziegelbrenner selbst brennen und daß der Versuch mit Waller Ton über alle Maßen gut ausgefallen sei. Sogar in der unmittelbaren Nähe von Ziegeleien hielt sich diese primitive Art des Ziegelbrennens, so liegt noch in nächster Umgebung der Lindloher und der späteren Hasseler Ziegelei eine solche Erdbrandgrube in der Feldmark von Herrn W. Timme, Hassel, und obwohl die Wohlenroder Ziegelei nahebei ihren Betrieb hatte, so wurden noch vor 100 Jahren von den Wohlenroder Bauern Ziegel selbst gebrannt, wie die Lehmgruben bei den Fischteichen auf dem v. d. Wenseschen Besitz andeuten.
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